Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Dienstag, 23. April 2013

Verlierer des Monats: KAZE Deutschland



Anime Virtual, ehemaliges Label für japanische Anime in Deutschland auf DVD, war sich sicher, die Fusion mit der VIZ Media Switzerland wird ein voller Erfolg. VIZ Media dürfte vielen sogar ein Begriff sein, beherrscht das starke Label als eines der wenigsten in den USA noch recht profitabel und erfolgreich den Manga und Anime Sektor. Kein wunder, immerhin stecken die japanischen Giganten Shueisha und Shogakukan hinter dem Konzern. Doch was für die Amerikaner gut ist, muss für uns Europäer nicht unbedingt das gleiche bedeuten. Wer dachte, nun würde auch Deutschland von den japanischen Lizenzgebern profitieren, der irrt sich gewaltig.

Bereits Vorgänger Anime Virtual war bekannt für teilweise horrende Preise. Viel falsch haben sie jedoch nicht gemacht, immerhin konnten sie sich lange halten, wo andere Vertriebe längst die Insolvenz angemeldet hatten, genau wegen jener günstigeren Preispolitik.
Anime Virtual schloss sich also mit VIZ Media zusammen (oder wurden aufgekauft) und gründeten KAZE (japanisch: Wind). Das Ergebnis ist ungefähr das komplette Gegenteil von dem, was sich die Käufer erhofft hatten. Mit der neuen Manga Sektion bietet das Label fortan auch die japanischen Comics an. Preislich gesehen liegen die zwischen (aufgerundet) 7 bis 8 Euro für Sammelbände. Die Seitenzahl beläuft sich dabei meistens unter 200 Seiten. Somit ist dieser Preis als moderat zu bezeichnen, aber noch nicht unfair.

Hinsichtlich Anime legt man da dann aber noch einen drauf. Während sowohl die DVD als auch die BluRay von "Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya" (BluRay Variante sogar ohne Pappschuber) mit rund 28 Euro (Amazon Preis) nahezu in dystopischen Spähren schwebt, ist die englische Variante aus Großbritannien von Manga Entertainment bereits für 10 Euro zu haben. Kleiner Nachteil, in Großbritannien ist der Film nur auf DVD erschienen.
Das gleiche gilt auch für die Sammelboxen, die den Käufern einen preislichen Komfort bieten sollen. Worin der Komfort da aber liegt, will sich mir bei Preisen bis zu über 50 Euro pro Box nicht erschließen. Bei 3 Sammelboxen wären das bereits 150 Euro für nur eine Staffel.

Die Pappnase musste sich das Label dann letztendlich für ihre Veröffentlichung der kompletten Dragonball Saga aufsetzen. Während Dragonball recht unangetastet blieb, sind sowohl die Veröffentlichungen von Dragonball Z (absoluter Bestseller beim Label) als auch von Dragonball GT weder preislich, noch inhaltlich zu rechtfertigen. KAZE dementiert zwar immer wieder, dass sie keine Möglichkeit hatten, an eine bessere Version der Serien zu gelangen, ich zumindest halte dies für eine elegante Ausrede.
Während die Serien weltweit unzensiert und in restaurierter Form fürs Heimkino erschienen sind, entschied sich KAZE dafür, die Serie so zu belassen, wie sie damals auf RTL II gesendet wurde. Dragonball Z basiert damit auf einer technisch veralteten französischen TV Fassung, die zusätzlich um Gewalt in einigen Episoden zensiert wurde (zwar sind es nur minimale Schnitte, doch bereits damals hätte RTL II eine sowohl qualitativ bessere, als auch unzensierte Fassung erwerben können). Auch die japanische Sprachfassung sucht man auf den Discs vergeblich. Die Veröffentlichung von KAZE dürfte damit die weltweit schwächste sein..
Desweiteren dürfte noch angemerkt werden, um die FSK 16 Freigabe zu vermeiden, legte das Label noch einmal selbst in einer Episode die Schere an (diese Info habe ich lediglich erhalten, und kann sie nicht auf ihre Echtheit prüfen, da ich nicht weiß, um welche Episode es sich handelt).

Während die Fans bereits verärgert über diese Veröffentlichung waren (aber immer noch keine Katastrophe darstellte, da die Dragonball Z Fassung durchaus noch anschaubar ist), sprengte man letztendlich mit der Veröffentlichung von Dragonball GT den Rahmen. Ich zitiere einen Rezensent von Amazon.de:

Rezensent Tyrant58 schrieb:
Aber was haben wir dafür hier:
- 47 stark geschnittene Episoden
- 4 ungeschnittene Episoden (HURRA!)
- und halt die 13 nicht veröffentlichten Episoden, in ihrer ungekürzten Originalfassung mit Untertitel.

Dafür wird der Vollpreis von rund 53 Euro verlangt (bei 3 Boxen sind wir bei über 150 Euro für die komplette, zensierte Serie angekommen). Erneut versicherte das Label, um die Serie auf Deutsch anbieten zu können, gab es angeblich keine andere Möglichkeit, als auf die von RTL II zensierte Fassung zurückzugreifen.

Dazu muss sich KAZE nun auch noch die Vorwürfe gefallen lassen, auf die Übersetzung der längst erhältlichen Fansubs (von Fans übersetzte, nicht lizenzierte und autorisierte Fassungen) in den 13 nicht auf deutsch synchronisierten Folgen zurückzugreifen. Diese angesprochenen Fansubs, nur zum Verständnis, basieren jedoch auf einer unzensierten und restaurierten Fassung.

Für all das wähle ich KAZE im Monat April zum Verlierer des Monats. Grund hierfür ist die teilweise unverständliche Preispolitik und ihre Art, wie sie Kunden mit der Dragonball Veröffentlichung in die Irre geführt haben. Das geht natürlich gar nicht, es sei denn, man hat es sich zur Aufgabe gemacht, potentielle Käufer zu vertreiben.

Mit weisen, überflüssigen Worten, möchte ich meinen kleinen Beitrag beenden. Um Qualität zu bringen, reicht es einfach nicht, den günstigsten oder einfachsten weg zu gehen (ich wage mal zu behaupten das sollte man niemals tun). Man muss letztendlich auch was investieren. Was KAZE hier gebracht hat war der einfachste, günstigste, und schlechteste Weg.

Alle interessieren Käufer, die sich Dragonball auf Deutsch zulegen wollen: Haltet zumindest Abstand von der Dragonball GT Veröffentlichung. Die Vorgänger kann man sich, will man die Sendung unbedingt auf Deutsch sehen, mit knirschenden Zähnen noch zulegen.
                  

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