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Sonntag, 20. Dezember 2015

Rezension: Star Wars Episode IV - Eine neue Hoffnung (Alan Dean Foster)







USA 1976

Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung
Originaltitel: Star Wars - From the Adventures of Luke Skywalker
Autor: Alan Dean Foster nach einem Drehbuch von George Lucas
Veröffentlichung: 1976 bei Ballantine Books USA, deutsche Neuauflage im November 2015 bei Blanvalet
Übersetzung: Tony Westermayr
Genre: Science-Fiction


"Eine andere Galaxis, eine andere Zeit.
Die Alte Republik war die Republik der Legende, größer als
Entfernung oder Zeit. Nicht nötig zu erwähnen, wo sie war,
woher sie kam, nur zu wissen, dass sie … die Republik war.
Einst blühte und gedieh die Republik unter der weisen Herrschaft
des Senats und dem Schutz der Jedi-Ritter. Aber wie so oft,
wenn Reichtum und Macht über das Bewunderungswürdige hinauswachsen
und das Staunenerregende erlangen, tauchen jene
Bösen auf, deren Habgier das gleiche Maß erreicht.
So war es bei der Republik auf ihrem Höhepunkt. Wie der
mächtigste aller Bäume, fähig, jedem Angriff von außen zu widerstehen,
verfaulte die Republik von innen heraus, wiewohl die
Gefahr von außen nicht zu erkennen war.
Unterstützt und gefördert von ruhelosen, machthungrigen
Figuren innerhalb der Regierung, von den einflussreichen Organen
des Handels, erreichte der ehrgeizige Senator Palpatine,
dass er zum Präsidenten der Republik gewählt wurde. Er versprach,
die Missvergnügten im Volk wieder zu vereinen und den
schwindenden Ruhm der Republik wiederherzustellen.
Erst einmal gesichert im Amt, rief er sich zum Imperator aus.
Bald wurde er von eben den Gehilfen und Stiefelleckern beherrscht,
die er zu hohem Amt berufen. Die Rufe des Volkes nach
Gerechtigkeit erreichten seine Ohren nicht mehr.
Die imperialen Gouverneure und Bürokraten machten sich
daran, eine Herrschaft des Terrors über die entmutigten Welten
der Galaxis zu errichten, nachdem die Jedi-Ritter, Hüter der
Gerechtigkeit in der Galaxis, durch Verrat und Täuschung ausgelöscht
worden waren. Viele gebrauchten die imperialen Streitkräfte
und den Namen des zunehmend isolierten Imperators
dazu, ihrem persönlichen Ehrgeiz zu frönen.
Aber eine kleine Zahl von Systemen rebellierte gegen diese
neuen Ausschreitungen. Sie erklärten sich zu Gegnern der
Neuen Ordnung und nahmen den großen Kampf zur Wiedererrichtung
der Alten Republik auf.
Von Beginn an waren sie den vom Imperator versklavten Systemen
gegenüber weit in der Minderzahl. In jenen ersten dunklen
Tagen schien es deshalb gewiss zu sein, dass die helle Flamme
des Widerstands ausgelöscht werden würde, bevor sie das
Licht der neuen Wahrheit auf eine Galaxis unterdrückter und
besiegter Völker zu werfen mochte …

Aus der Ersten Saga,
Tagebuch der Whills"
(Episode IV, Prolog)


Autor Alan Dean Foster hatte nie ein Problem damit, das der Erfolg und auch der Ruhm der ersten Star Wars Novelization komplett George Lucas zugeschrieben wurde. Aus Tradition prangt auch heutzutage noch der Name von Lucas auf dem Cover. Eine falsche Behauptung ist es natürlich auch nicht. Denn in allen Maßen ist der Roman zu Episode IV etwas besonderes. Rund 6 Monate vor der Veröffentlichung des Kinofilms ist das Buch erschienen (und wurde zum Hit). Basieren tut diese Geschichte auf einem relativ vollständigen Draft von dem Drehbuch, was George Lucas für die Verfilmung verfasst hat. Was aber auch zur Folge hatte, das in diesem Draft die Story nicht nur vom Film öfter mal abweicht oder Charaktere noch nicht ihre Bestimmung gefunden haben, es gibt auch etliche Passagen, die zwar für den Film geplant waren, es dann aber doch nicht mehr in den Film geschafft haben. Alan Dean Foster war dafür zuständig, aus dem immer noch etwas löchrigem Drehbuch von Lucas etwas vollständiges zu machen. Foster war also für weitaus mehr zuständig, als ein Drehbuch in Prosa umzuwandeln. Viele Begriffe, Namen oder Geografien die Foster erfunden hat, fanden schließlich noch den Weg in die Star Wars Saga.

Und so ist es bei all der Nostalgie, die Episode VII so an den tag legen soll, beinahe schon kaum noch verwunderlich, dass für die offizielle Novelization zu "Das erwachen der Macht", erneut Alan Dean Foster verantwortlich sein wird. Und diesmal hat es auch sein Name aufs Cover geschafft.





Das hier eingefügte Video habe ich nun nicht umsonst in diese Besprechung eingebettet. Obwohl Fans es seit Jahrzehnten fordern, gibt es bisher keine Filmfassung von Episode IV, die die Deleted Scenes beinhaltet. Das ist nur wenig verwunderlich, denn man hat es in den vergangenen Jahren nicht einmal geschafft, die Original Trilogie auf ein modernes Medium zu bannen, ohne das sie entweder auf der 1997er Special Edition basiert oder sogar auf eine von Lucas noch erheblich ausführlich bearbeiteten Fassung, die nach der Prequel-Trilogie entstanden ist.
Das es die Deleted Scenes aber je in Episode IV schaffen ist unwahrscheinlich, das Originalmaterial soll mittlerweile nicht mehr zu gebrauchen sein (was an den fehlenden Sicherungskopien lag, die zu dieser Zeit beim amerikanischen Kino eine Seltenheit waren).

Wer den Roman zu Episode IV liest und die Deleted Scenes kennt, der wird schnell eine Szene wiedererkennen. Die gelungene Einführung des Hauptcharakters, Luke Skywalker. Diese findet man im Buch 1:1 genau so wieder wie in den Deleted Scenes, sogar noch ausführlicher und detailreicher beschrieben.

Ein weiterer Pluspunkt, den Alan Dean Foster hier landen konnte: Mehr Science-Fiction. Foster hat sich enorme Mühe gegeben, die Geografien zu Planeten und den verschiedenen Rassen zu verfassen. Dingen, denen im Film aufgrund von Zeitmangel kaum Beachtung geschenkt wurde.
Man erfährt etwas mehr über Tattooine, erfährt mehr über kleine Rassen wie die Java und natürlich auch über das Galaktische Imperium. Aber auch Fosters Beschreibungen zu den einzelnen Charakteren ist markant, detailreich und weichen kaum von Lucas finaler Vision ab (ebenfalls fällt auf, die Beschreibungen sind teilweise weitaus brutaler und mehr ausgeschmückt als im Film, was aber auch daran lag, damals gab es noch kein PG-13 und ein R-Rating war unbedingt zu vermeiden).

"Zwei Meter groß. Zweibeinig. Wallende schwarze Gewänder, an
der Gestalt herabfließend, und ein Gesicht, für alle Zeit maskiert
von einem funktionellen, wenn auch bizarren schwarzen Metall-Atemgitter
– der Dunkle Lord der Sith war eine schreckenerregende,
bedrohliche Erscheinung, die nun durch die Korridore
des Rebellenschiffes schritt."

Auch wenn der Begriff "Lord der Sith" bereits zu Zeiten von Episode IV nicht völlig unbekannt in fanatischen Fankreisen war, so tauchte er nie im Film selbst auf. Ein weiterer Wink, dass Lucas die Idee zur Prequel Trilogie schon in den 70ern hatte, ist auch die Erwähnung von Senator Palpatine im Prolog. Dieser ist im Roman aber noch nicht der große Sith-Meister, sondern eher ein gefallener Politiker, der sich von seiner Gefolgschaft hat indoktrinieren lassen und nun mehr einem Diktator gleicht. An diesen kleinen Ungereimtheiten erkennt man noch, dass das Drehbuch noch nicht komplett ausgereift war und Lucas später noch einiges nachbearbeitet hat (der Imperator selbst findet in der Film-Version noch gar keine Erwähnung). Der Grundkern für beide Trilogien wurde hier aber bereits gelegt.

Neben den vielen Erweiterungen oder Änderungen gibts aber auch nach Kapitel 2 die meisten Inhalte, die wir auch aus dem Film kennen (und den größten Teil des Buches ausmachen). Teilweise finden sich etliche Dialoge, die die Charaktere miteinander führen 1:1 identisch in Buch und Film wieder. Auch noch zu erwähnen: Der Dialog zwischen Han Solo und Jabba ist in unverfälschter Form im Buch enthalten. Eine Szene, die erst Jahrzehnte später wieder im Film eingefügt wurde, weil Jabba im ursprünglichem Drehbuch von George Lucas noch ein Mensch war. In den neueren Editionen wurde die Szene wieder eingefügt, Jabba jedoch durch das CGI Model aus Episode I ausgetauscht (als Mensch noch verkörpert von Declan Mulholland, der sagen wird, er habe in einem Star Wars Film Jabba the Hut gespielt, aber ihn nie jemand in dieser Rolle bestaunen durfte).


(Harrison Ford und Declan Mulholland in Episode IV)





Resümee

Den Roman zu Episode IV zu lesen kommt ungefähr folgendem gleich, sich einen nie veröffentlichten Directors Cut und gleichzeitig einen Workprint zu "Episode IV: Eine neue Hoffnung" anzusehen. Viele Ideen musste Lucas verwerfen oder konnte sie damals nicht umsetzen. Im Roman, der von Alan Dean Foster fantastisch ausgearbeitet wurde, bekommen wir einiges von George Lucas unverfälschter Vision zu lesen. Seine Welt sollte ein wenig mehr Dichte haben und die Charaktere sollten alle eine größere Hintergrundgeschichte haben. Hervorheben muss ich aber doch noch einmal, wie gelungen auf die Freundschaft zwischen Luke Skywalker und Biggs Darklighter eingegangen wird, die im Film komplett untergeht (bis zur 1997 Special Edition war der Auftritt von Lukes Jugendfreund sogar noch unbedeutender). Wer also meint, Episode IV in und auswendig zu kennen, den Roman aber noch nicht gelesen hat,  der wird hier noch einige Überraschungen erleben. 

Alan Dean Fosters Roman ist Star Wars durch und durch. Auf jeder Seite, in jedem Satz und in jeder Silbe.

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